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Von der Zufriedenheit

Ich sitze gerade so auf meinem Sofa, meinen schnurrenden Kater auf dem Schoß, eine Tasse Tee fast in Reichweite, und auf einmal muss ich ein bisschen weinen, weil ich gerade so zufrieden mit meinem Leben bin.

Ein weiß-grauer Kater liegt zusammengerollt auf dem Sofa.

„Weinen? Ich denke, du bist zufrieden? Spinnst du, oder was?!“

Ja.

Erstens heule ich sowieso viel und oft, gern auch aus albern erscheinenden Anlässen, und zweitens … zweitens kann ich mich erinnern, wie es mir vor ziemlich genau vier Jahren ging.

Damals hatte ich einen Job, der in der Theorie eigentlich perfekt war. In der Praxis stand ich aber morgens in der winterlichen Kälte auf dem zugigen Bahnhof, wartete auf den Anschlusszug, und dachte jedesmal, wenn der ICE durchraste: „Wenn der mich jetzt mit seinem Luftzug ins Gleis reist und überfährt, dann müsste ich wenigstens nicht ins Büro.“

Mir hätte schon beim ersten Mal, als ich das dachte, auffallen müssen, dass das irgendwas nicht in Ordnung ist in meinem Leben. Beim ersten Mal.

Heute dagegen habe ich den ganzen Tag über einen Auftrag erledigt, der mir Freude bereitet. Nach Feierabend war ich zufrieden mit meiner Arbeit. Ich habe einen Kater, der mich auf flauschige und nachdrückliche Weise zur Pause nötigt, wenn ich von selbst keine einlege. Ich bin vorhin zu einer Freundin gegangen, habe Tee getrunken, mit ihr geredet, ich habe Weihnachtsplätzchen geholt (die bewahren wir bei ihr auf, weil sie Platz dafür hat), sogar Abendessen habe ich bei ihr bekommen. Ich muss nicht mal zur Arbeit pendeln!

Wenn ich jetzt also weine, dann ist das ein bisschen aus Dankbarkeit, aus Zufriedenheit, aber vor allem weine ich für mich, vor vier Jahren. Mir ging es so furchtbar schlecht, und mir war nicht mal klar, wie schlecht es mir ging.

Ich war mir nur ganz sicher, dass es nie besser werden würde und es gar keine Hoffnung mehr gibt.

Da habe ich mich ja wohl geirrt. Gründlich.