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Ich will das nicht.

Ich muss ausziehen.

Jetzt ist es also tatsächlich soweit: Meine Vermieterin hat Eigenbedarf angemeldet. Ich muss bis zum 30.6. hier raus sein. Das fühlt sich für mich so an, als wäre jemand einfach so dahergekommen und hätte mir mit einem Baseballschläger so richtig die Fresse poliert.

Als besonderen Kunstkniff hat sie mir das am letzten Tag vor meinem Urlaub gesagt, so dass der auch gründlich im Arsch war. Am liebsten hätte ich das direkt allen gleich gesagt, aber ich wollte die Konfirmation von Nichte 1 nicht mit Heulkrämpfen verpatzen, also hab ich es für mich behalten. Am Samstag vor Ostern haben mich meine Eltern hergebracht, mit einer Aussteuerkiste voller Zeugs und vier Bücherkartons im Gepäck. Da hatte ich es ihnen immer noch nicht erzählt. Die nächsten Tage war ich praktisch nur im Bett oder auf dem Sofa gelegen und habe geheult. Mit kleinen Pausen zum Übergeben. Erst Mitte der Woche war ich dann soweit, dass ich das meiner Mutter am Telefon sagen konnte, ohne gleich wieder in Tränen auszubrechen.

Nein, das war kein erholsamer Urlaub.

Das alles ist für mich nicht nur deshalb so schlimm, weil ich wegen der mit dem Umzug verbundenen Kosten Gedanken mache, oder weil ich einfach Angst habe, dass ich das nicht auf die Reihe kriege. Es liegt auch daran, dass diese Wohnung wirklich wunderschön ist, und ich mich hier so sicher und daheim gefühlt habe wie schon lange nicht mehr. Auch nicht (vor allem nicht!) in meinem alten Kinderzimmer bei meinen Eltern.

Es ist ganz einfach so, dass ich keine Wahl habe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand gerne und mit Freude umzieht, aber es ist vielleicht anders, wenn man es freiwillig tut. Vielleicht will man ja einfach mal eine Veränderung, oder braucht eine größere Wohnung. Ich wohne hier seit Dezember 2008.  Für einen Umzug bin ich noch nicht bereit.

Was mich so unbeschreiblich quält: Ich habe mir diese Wohnung ausgesucht. Ich habe mir damals verschiedene Wohnungen angesehen, und die hier war die beste. Zwar teurer als ich eigentlich geplant hatte, aber schon beim ersten Besichtigungstermin waren die Wohnung und ich uns sympathisch. Die anderen Wohnungen waren eher grottig, und zwar sowohl absolut als auch im Vergleich mit meiner – trotz luschiger hellblauer Wand im Schlafzimmer und unluschiger, aber deswegen nicht besserer roten Wand im Wohnzimmer.  Kurz: Ich hatte Alternativen, und ich habe die gewählt, die ich am besten fand.

Ich kann normalerweise in meinem Leben nicht wirklich viel entscheiden. Ich hatte zum Beispiel nie die Freiheit, mir von mehreren Jobs den auszusuchen, der mich am glücklichsten gemacht hätte. Ich war arbeitslos, ich brauchte einen Job, also musste ich den erstbesten nehmen.

Wenn ich was zum Anziehen kaufe, dann geht das so: Hmm, das passt einigermaßen, was kostet es? 50 Euro? Nee, geht nicht, dann nehm ich halt doch wieder das elende C&A-Teil für 12 Euro, der zerschlissene Pulli muss schließlich ersetzt werden. *

Es gibt immer nur eine ganz kleine Menge von Klamotten, die a) passen und b) erschwinglich sind. Falls ich dann auch noch was haben will, das mir mit seiner Hässlichkeit und Trübseligkeit nicht das Herz bricht, dann ist es meistens ganz aus. Wenn ich Glück habe, ist dann ein Teil da, das so halbwegs geht – und das ist schon das Best-Case-Scenario. Wo hab ich da eine Auswahl? Nehmen oder nicht nehmen? Meistens brauch ich es einfach, weil natürlich wird das Ganze verschlimmert davon, dass ich nur dann was Neues kaufe, wenn das Alte am Zerfallen ist.

Und bevor ihr mir mit tollen Tipps kommt: Zwischendurch einfach so mal was kaufen ist finanziell nicht drin.

Ihr wisst es vielleicht nicht: Es ist ein unglaublicher Luxus ein Kleidungsstück kaufen zu können, in dem man sich gut findet und das man einfach haben will. Für mich ist das fast ein bisschen utopisch. Positiver Nebeneffekt: Ich kann dann demnächst meine komplette Garderobe in einem einzigen Umzugskarton verpacken. Ja, ich versuche es mir schon alles schönzureden.

Ich konnte mich noch nicht einmal für oder gegen Kinder entscheiden, weil ich ja dank meines hilfreichen Frauenarztes dachte, ich könne eh keine Kinder bekommen. Jetzt ist es eh schon wurscht.

Meine Entscheidungen beschränken sich im Wesentlichen darauf, dass ich mir aussuche  ob ich zu Fuß auf die Arbeit gehe oder hinradle, oder ob ich Haferflocken oder Toast zum Frühstück esse. Geil.

Bei den Wohnungen war es anders: Ich hatte Alternativen, hab mich aber für diese hier entschieden. Und jetzt wird sie mir wieder weggenommen.

Mir ist klar, dass ich voller Selbstmitleid bin und ihr nicht hierherkommt um euch von mir was vorjammern zu lassen. Aber wisst ihr was? Im Moment ist mir das egal.

*Selbstmitleid beiseite: Ich weiß, dass fast niemand (auch keiner mit Normalgrößen) mal so in ein Geschäft gehen und sich etwas kaufen kann, was direkt vom Fleck weg passt. Falls so jemand unter den Lesern ist, bitte melden. Mit so exotischen Geschöpf wie dir wollte ich schon lange mal reden!

🙂

ETA: Zum Thema „grad mal so passendes Kleidungsstücke“, oder besser gesagt RICHTIG passende Kleidung möchte ich auf manomama verweisen – da kann man sich die Klamotten ein bisschen anpassen lassen. Siehe auch das manomama-Widget oben rechts. Mir ist ja das gute Stück sehr sympathisch, und der Schal, und das Schmeichelei-Shirt … ich hab ja auch schon immer lieber Nagellack mit Namen statt mit Farbnummer gekauft. Das zieht auch bei Kleidung, stelle ich fest.

ETA 2: Hab ich übrigens erwähnt, dass ich hier erst im DEZEMBER 2008 eingezogen bin, und die VERFICKTE COURTAGE 923 Euro betrug? Das war nach einem Jahr Arbeitslosigkeit und zwei Monaten ALG II wirklich mehr als mein letzter Cent. Ich hab das damals vor mir so gerechtfertigt: „Die Wohnung ist klasse, und man macht sowas ja auch nicht alle ein oder zwei Jahre!“. Muhar.

Meh.

Hier läuft grad alles nicht so toll.

Ich muss vielleicht aus meiner Wohnung ausziehen. Das macht mich total fertig, weil ich noch nie irgendwo so zuhause war wie in dieser Wohnung.

Und weil ich mir einen Umzug auf keinen Fall leisten kann. Wie sagt mein Chef immer so schön? „Das bricht mich!“ Genau so fühlt sich das gerade an.

Immerhin habe ich in einer Anwandlung von Trotz meinen Erbspiegel aufgehängt:

Spiegel

Sehr schön, oder?

Ich wollte auch ein paar Wände streichen, das lasse ich vorerst auch lieber, so lange ich nichts Sicheres weiß. Und meine Küche – tja, die schiebe ich also noch ein bisschen weiter raus. Lustig ist das gerade nicht, das kann ich euch sagen.

Und weil ich euch neulich schon die Amaryllis gezeigt habe – so sieht sie jetzt aus:

Amaryllis 17. Januar 2010

Ich hoffe, die kriegt auch Blüten, nicht nur Blätter. Aber das dauert ja bestimmt noch ewig!

Tut mir leid, dass das heute so ein kurzer und substanzfreier Blogpost ist, aber mehr krieg ich nicht hin. Bitte entschuldigt.

ETA: Die Mail meiner Mutter zum Thema „Erbspiegel“ im Wortlaut:

Hallo Dana!

Ich nehme alles zurück, von wegen scheußlichen Spiegel und so.
In dieser Kombination mit dem Bett, einfach SUPER.

Liebe Grüße, Mama!

Erbspiegel FTW!

😀

Fabian Seyfried, Hardcore-Porno-Shirtist.

Es wird Stammleser nicht überraschen, dass diese Überschrift derart messerscharf zugeschliffen ist, dass man sie fast schon erstunken, erlogen und lächerlich reißerisch nennen könnte.

Worschd, jetzt hab ich euch damit hergelockt, jetzt hängt ihr auch mit in der Sache drin.

Außerdem ist der Wahrheitsgehalt eh egal, weil Fabian nicht wirklich was mit meinem Post zu tun hat. Aber Überschriften sollen ja Lesen anlocken …

Ich bring euch mal ein bisschen up to date in meinem Leben, weil ja einige große Neugier bekundet hatten (ja, @fabianseyfried, ich schau dabei dich an!)

Das Wichtigste zuerst: Ich habe heute die Wohnung geputzt, Wäsche gewaschen und gestaubstaugt. Morgen werde ich eventuell sogar Fenster putzen! Die Wäsche habe ich übrigens in Schuhen mit Absatz (!!!) aus dem Waschraum gebracht. Das gab dem Treppenhaus so rein akustisch ein bisschen das Flair von Baden-Baden am Rennsonntag … aber die Nachbarn sollen ruhig wissen dass hier eine Frau wohnt.

Apropos Nachbarn: Mein Nachbar hat seinen Namen auf die Wohnungstür geschrieben, in ungelenken Gr0ßbuchstaben. Sieht für mich so aus, als hätte er das mit Farbe und einem dünnen Pinsel geschrieben, freihand und entsprechend wackelig. Ich finde das seltsam. Die einzig andere Möglichkeit ist, dass das nicht sein Name ist, sondern eine obskure Beleidigung, von Feindeshand an die Türe geschmiert.

Wäre eigentlich fast plausibler.

Ich habe in einem Billy-Regal ein bisschen Platz geschaffen und ein ganzes Brett mit Leihbüchern von Bine vollgestopft. Die gelesenen Bücher haben ihren eigenen Platz, eine ebenso schicke wie stabile Papiertüte neben meinem Bett.

Apropos stabil – ich habe mir in England bei Sainsbury’s eine reliabag gegönnt, eine superstabile und auch arg goldige Einkaufstasche. Morgen werde ich bei Tageslicht mal ein hübsches Bild machen.

So.

Was fällt mir noch ein?

Ah ja. Männer.

Auf der Zugfahrt nach Ingolstadt letzten Freitag saß ich ab Nürnberg neben einem wildfremden Mann. Irgendwo vor Kinding lehnt er sich zu mir rüber, hält was in der Hand und fragt mich „Wie füllt man das denn aus?“ Ich dachte zuerst, das wäre das Bayern-Ticket, auf das man laut vorhergeganger Durchsage den Namen eintragen muss, damit es gültig ist.

War aber eher so ein Scheckheft mit Gutscheinen für den Partner – aufgeschlagen war die Seite „Massage“. Wie bei einem klassischen Scheckheft war an der Heftseite ein Abriss, auf dem man Empfänger und Betrag (bzw. Liebesleistung) vermerken kann. Vermutlich verliert man sonst bei den 10 Gutscheinen die Übersicht, ist ja auch eher komplex sowas.

Anyhoo.

Ich erklär ihm ganz harmlos wie das meiner Meinung nach auszufüllen ist … und er dräng mich dazu, ihm meinen Namen in die Empfängerzeile des Massagegutscheins zu schreiben.

Also echt. Wohlgemerkt, dem ging nicht eine stundenlange angenehme/prickelnde Unterhaltung voraus! Mitnichten! „Wie füllt man das denn aus?“, „Schreibst du mal deinen Namen da rein?“ – alles innerhalb von etwa zwei Minuten.

Bine meinte hinterher sehr richtig, Typen wie der versauen den anständigen Kerlen voll das Leben – frau ist nach solchen Erfahrungen gern gereizt, weil sie immer solche Kapriolen vermutet. Es wäre also im Interesse aller Männer (aller Männer die es wert sind, solche Typen entweder zu entmutigen oder umzuerziehen.

Positiv: Auf der Rückfahrt hab ich mich sehr nett mit einem Mann (ha, Mann, 23 war der! Nennt mich cradle snatcher) unterhalten, der dann auf Anfrage auch meine Handynummer bekommen hat.

So kann’s auch gehen.

Für Sonntag bereite ich einen Post mit meinem Urlaubserlebnissen vor! Wuhu!

Alextravaganza, Tag 35

Erfolgsmeldung. Sicherheitsbedenken. Einrichtungstipps.

So, was euch bestimmt am allermeisten interessiert: meine Billys stehen. Eigenhändig zusammengebaut und aufgestellt. Mich beunruhigt, dass sie schief stehen – liegt entweder am Boden oder an der Wand. An meinem Zusammenbau kann das jedenfalls unmöglich liegen. Ich werde die nächsten Tage auf jeden Fall mit dem Umverteilen meiner Bücher verbringen. Und hoffen, dass nichts zusammenbricht, weder Regale noch Wände.

Bevor wie zu meinem gewohnt hochkarätigen Tipp kommen, haken wir erstmal die Alextravaganza-Charts ab: Die Hitparaden-Bronze-Medaille geht an The Beautiful South mit Everybody’s Talkin‘.

Wie der Zufall es so will, passt meine Weisheit zu den Billys: Es geht ums Einrichten.

Wenn ihr in eine neue Wohnung zieht, lasst euch ruhig ein bisschen Zeit mit dem Einrichten. Das soll nicht heißen, dass ihr mit nicht mehr als einem Koffer, einer Luftmatratze und einem Fernseher umziehen sollt (hab ich gemacht, war nicht so toll). Aber es muss nicht alles sofort perfekt sein.

Bevor ich nach Lampertheim gezogen bin, habe ich in Koblenz in einer 26-qm-Souterrain-Wohnung gewohnt. Tendenziell eher dunkel. Als ich dann hier in diese helle große Wohnung gekommen bin, wollte ich alles nur in Weiß. Alles hell. Nur nichts Dunkles. Aber natürlich hatte ich nicht genug Geld für die komplette Einrichtung, und das war auch gut so. Ich würde sonst nämlich in einer sterilen weißen Hölle wohnen.

Inzwischen hat sich das eingependelt, und ich kann Farben in meiner Wohnung zulassen. Ich habe sogar (*gasp*) dunkelblaue Gardinen im Wohnzimmer. Mindern meine Wohnqualität nicht im Geringsten.

Durch das Warten habe ich auch meine Wohnung ganz gut kennengelernt, und ich finde, das macht das Einrichten einfacher – ich habe ein Gefühl dafür bekommen, was die Wohnung braucht.

Viele meiner Wohnträume haben sich so von selbst erledigt. Im Austausch können meine Wohnung und ich sehr gut miteinander leben.

Und ja, es stimmt, ich habe immer noch keine Küche, aber ich arbeite daran bzw. spare darauf hin. Wer IKEA-Geschenkkarten-Gewinnspiele kennt, darf die Informationen also gern in den Kommentaren hinterlassen. Ich akzeptiere auch Gewinnspiele von anderen küchenführenden Möbelhäusern!