Mir ist eingefallen, dass ich euch ja noch die Fortsetzung von neulich schuldig bin, zur Leistungsantragsabgabe.
Ihr erinnert euch vielleicht, dass ich bei meinem Termin neulich dachte, ich könne meinen Leistungsantrag abgeben; stattdessen ging es nur um ein Bewerbungsschreiben.
Am folgenden Montag hatte ich also einen Termin bei der Leistungsabteilung. Ich tappe also brav zum Amt und will meine Unterlagen abgeben, bei einer durchaus netten Frau, die nach bester Arbeitsagenturtradition namenlos bleibt.
Die Tür des Büros bleibt während des Termin natürlich offen. Wo kommen wir denn dahin, wenn jeder dahergelaufene Arbeitslose eine Privatsphäre will!
Es stellt sich heraus: Antrag kann nicht bearbeitet werden, weil:
- auf der vom Arbeitgeber ausgefüllten Arbeitsbescheinigung kein Firmenstempel ist
- die Kündigung nicht vorliegt
- ich die Lohnsteuerkarte nicht dabei hatte (ja, blöd von mir)
- meine Kundendaten aus Koblenz nicht vorliegen.
Richtig lustig ist das allerdings erst durch die Details: Firmenstempel ist kein Problem, weil Büro ja direkt ums Eck ist. Ich frage auch, ob ich dann noch mal einen Termin brauche, um die gestempelte Bescheinigung vorzulegen. Antwort: Nein, nicht nötig, einfach abgeben oder in den Briefkasten werfen.
Aha. Ich habe nicht gefragt, warum ich dass dann nicht alles am Freitag abgeben konnte, sondern mir extra einen Termin für Montag geben lassen musste. Gewundert habe ich mich aber schon.
„Ich brauch also nur den Stempel und dann gebe ich das wieder ab, ja?“
Naja, so einfach ist das nicht! Es fehlt nämlich außerdem meine Lohnsteuerkarte (gut, daran hätte ich denken können) und die Kündigung („Aber die habe ich doch beim ersten Termin vorgelegt!“ – „Hmm … wir haben da aber keine Kopie in den Unterlagen. Die brauchen wir!“
Ok, das alles beschaffen und vorbeibringen, und dann kann ich erfahren, was ich bekomme, ja?
Nein. Meine Kundendaten aus Koblenz liegen nicht vor, ohne die geht sowieso gar nichts. Die kann man zwar anfordern, aber dann dauert es ein paar Tage, bis die auch in Lampertheim ankommen.
Ich bin dann also zu meiner Ex-Arbeitsstelle gegangen, habe die Arbeitsbescheinigung stempeln lassen, mit einem Stempel, auf dem noch die alte Adresse steht, es wurden seit dem Umzug im August 2010 keine neuen Stempel gemacht.
Zuhause habe ich dann die Kündigung und die Lohnsteuerkarte kopiert. Vorher habe ich aber noch bei der Arbeitsagentur angerufen (6 Minuten, drei Gesprächspartner, Servicenummer) und nachgefragt, ob eine Kopie der Lohnsteuerkarte reicht und die nicht vielleicht eher den Ausdruck zur elektronischen Lohnsteuerdaten brauchen. Nein, Lohnsteuerkarte – „es geht nur um die Daten vorne drauf, vor allem die Steuerklasse“.
Ich hab denen den ganzen Mist dann per Post geschickt. Zum Briefkasten laufe ich nämlich nur 10 Minuten, keine 25 wie zum Amt selbst.
Ja, ich bin faul.
Und jetzt fragen wir uns bestimmt alle dasselbe, oder?
Stempel – Was ist, wenn eine Firma keinen Stempel hat? Schließt das alle Entlassenen automatisch vom ALG aus?
Kündigung – Wie viele Leute kommen zu denen und behaupten fälschlicherweise, ihnen wäre gekündigt worden? Außerdem finde ich, es ist nicht meine Schuld, wenn sie das nicht gleich am Anfang kopieren – es war ja abzusehen, dass die Kündigung später nochmal gebraucht wird.
Lohnsteuerkarte – Die Daten der Lohnsteuerkarten werden im von mir auszufüllenden Formular ebenso abgefragt wie in der Arbeitsbescheinigung, die vom Arbeitgeber auszufüllen ist (und zu stempeln, ganz wichtig). Aber klar, ich könnte auch unberechtigterweise vorgeben, die begehrenswerte Steuerklasse I zu haben. Kommt bestimmt auch oft vor.
Kundendaten – Schon beim ersten Termin stand fest, dass ich vorher in Koblenz war. War also keine Überraschung, und man hätte die Daten vielleicht auch vorher anfordern können.
Seufz.
Übrigens hat mich Dierk nach meinem letzten Schwank vom Amt darauf hingewiesen, dass das natürlich nicht eure Steuergelder sind, die da durch Desinteresse und, ich sag mal, Inkompetenz verplempert werden.
Das sind die Beiträge zur Sozialversicherung, die da so hingebungsvoll und doch sinnlos verbrannt werden.