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Der JMStV und ich.

Ich finde das Kennzeichnen von Inhalten im Internet richtig, wichtig und logisch. Schließlich werden auch Bücher und Zeitschriften im Hinblick auf den Jugendschutz seit jeher stringent gekennzeichnet und die Abgabe an die entsprechenden Altersgruppen strengstens und lückenlos überwacht.

Warum soll der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag dann ausgerechnet im Internet nicht angebracht sein, diesem elenden rechtsfreien Raum?

Ich bin also für den JMStV, ich werde aber aufgrund parlamentarischer Zwänge wohl dagegen verstoßen.

Wer von euch übrigens Inhalte kennt, die die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigen: Weißt mich bitte in den Kommentaren oder in einer E-Mail an die einschlägig bekannte Adresse darauf hin. Ich werde mich dann bemühen, die Inhalte zu den besten Blogsendezeiten zu verbreiten!

Update am 1.12.2010: Ich habe gerade das erste Türchen in meinem Browser-Adventskalender geöffnet, und was finde ich darin? Die Einschätzung der Lage durch den unschätzbaren Udo Vetter (der entweder vorbloggt oder wirklich sehr früh aufsteht). Fazit: Ich bin wohl doch weder die große deutsche demokratische Hoffnung, noch werde ich wirklich gegen den JMStV verstoßen können. Ich bin ein zahnloser Papiertiger Blogtiger.

H&M hilft mir beim Schreiben.

Und zwar indem es mich mittels seines Herbstkatalogs so mit Selbsthass anfüllt, dass der innere Druck einfach die Schreibblockade wegfegt. Naja, egal, man nimmt die Inspiration, auch wenn sie vom blödestmöglichen Inspirator kommt. Anscheinend hat sich aber wieder viel aufgestaut, deswegen Obacht geben, das ist ein langer Post!

Was mich diese Woche schon wieder aufgeregt hat:

1. Ich habe mein verdammtes Kirschkernkissen und seinen ähnlich verdammten Spießgesellen, die Wärmflasche, in meiner Stunde der Not nicht gefunden. Am nächsten Tag war der Mist natürlich genau da, wo ich vorher schon immer gesucht hatte, weil es da einfach sein musste. Hrmpf.

2. Dieses elendige Politikerzurücktreten. Ich möchte mal den Arbeitnehmer sehen, der sagen kann: „Ach, ich hab zwar einen Vertrag, aber irgendwie ist das alles nicht so geil wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich trete jetzt einfach mal zurück – aber das Gehalt nehm‘ ich trotzdem weiter, und zwar bis ich sterbe, auch wenn ich schon lang andere Arbeit gefunden habe.“ Unverschämte Arschfotzen (das ist das schlimmste Schimpfwort überhaupt, sagt der Michi. Ich find’s nicht so wahnsinnig schlimm, kenn‘ aber auch nix besseres, nicht mal die Klassiker Achselschweißgurgler, Zahnfleischpolacken oder Sumpfnomaden.). Vorschläge bitte in den Kommentaren.

3. Deppen im Internet: Ich lese gern das Lawblog von Udo Vetter. Der schreibt oft sehr interessante Sachen und hat teilweise wunderbar reflektierte Kommentare aufzuweisen – aber auch die exquisitesten Trolle Deutschlands. Der Klassiker in jedem Blog ist natürlich, als Reaktion auf einen beliebigen Eintrag komplett an der Sache vorbeizudiskutieren. Das scheint mir im Lawblog noch häufiger als in anderen Blogs der Fall zu sein. Ist allerdings verständlich, den gerade bei Rechtsangelegenheiten gibt es nicht nur richtig und falsch, sondern auch noch die Varianten „recht“ und „unrecht“. Aber, wie gesagt, zum größten Teil wunderbare Kommentatoren.

Diese Woche waren aber wieder viele der Deppen am Start. Anlass war ein Link aus dem Lawblog auf das Blog von Anke Gröner. Ich kenne Frau Gröner nicht, und habe auch nicht viel mehr als diesen einen Post gelesen. Nachvollziehen kann ich es aber sehr gut, vielen von euch wird es genauso gehen – vor allem den Frauen: Ein Mann zwängt einem eine wie auch immer geartete Aufmerksamkeit auf, man selbst will das nicht, kann sich in diesem Moment nicht adäquat wehren. Später ärgert man sich dann einen Wolf, dass einem keine gute Reaktion eingefallen ist. Eben das typische alte Schlagfertigkeitsdilemma, nur mit einem Extraschlag schleimiger Widerlichkeit oben drauf. Zugegebenermaßen ist es auch schwer, eine taktvolle Art zu finden, auf die man sagen kann: Noch so ’ne Nummer, und ich reiß dir die Eier ab und fütter‘ sie dir durch deine Augen.

Die Reaktionen im Lawblog: Könnt ihr selber lesen. Ich fasse die ärgerlicheren davon mal straff mit „Oh GOTT, FEMINISMUS!“ und „Sei doch froh dass dich überhaupt einer beachtet, du fette Kuh!“ zusammen. Das deckt es so ziemlich ab, leider.

4. Apropos Eier: Es geht mir tierisch auf die Eier, dass manche Leute Früchte und Gemüse nicht unterscheiden können. Faustregel: Die Frucht ist das Kind von der Pflanze! Gemüse ist alles andere.

So, jetzt wo ich das aus dem Weg habe, geht es zu vergnüglicheren Themen:

Von der lieben Johanna habe ich eine Tasse von adipositivity bekommen, und zwar die Uppity-Fatty-Tasse und den Uppity-Fatty-Magnet noch dazu! Ich hab mich schon lange gefragt, warum bei solchen Shops nie „richtige“ Bilder von den Tassen und Shirts etc. zu finden sind, aber jetzt weiß ich es: Es ist verdammt schwer, eine Tasse so zu fotografieren, dass sie auch richtig aussieht! Ok, und näheres Hindenken sagt mir, dass es einfacher ist, das Logo/Bild/whatever überall auf eine Art Blankobild mit Photoshop einzusetzen, als jedes Produkt einzeln zu fotografieren.

Von Johanna bzw. ihren Kindern (Miguel, 5, und Alicia, 9) gibt es auch eine zum Brüllen komische Geschichte, die ich hier endlich mal anbringen will:

Miguel hat in den letzten Wochen „den Code geknackt“ und liest mit großer Begeisterung (siehe unten). Und heute habe ich mitgehört, wie Alicia ihm erklärt: „Miguel, es heißt nicht ‚thee‘, es heißt ‚the‘. Am Ende des Wortes kommt kein „i“, sondern ein Schwa.“ Wie du dir vorstellen kannst, bin ich vor Lachen fast hintenüber gefallen.

Bisher warst du der einzige Mensch, den ich kenne, bei dem ich sicher war, dass er weiß, was ein Schwa ist – meine Kinder wissen es offenbar auch 🙂

Sollte ich Nicht-Sprachwissenschaftler unter meinen Lesern haben: Ein Schwa ist ein unbetonter Vokal, praktisch ein Unvokal, etwa beim englischen „finger“ am Schluss oder auch im Deutschen in „Hose“.  Eigentlich ist es mehr der absolute Durchschnittsvokal, weder a noch e noch i noch o noch u, sondern bei der Artikulation zwischendrin.

(Denkt außer mir noch jemand an „Weder a noch b noch c, sondern was zum Essen!“?)

Jedenfalls. Die Schwa-Geschichte erinnert mich grad an das hier, aus dem Blog von percanta:

Baby B: „da! Baill, Baill!“ Kollegen: „Kind, Du vokalisierst zu stark.“ Unterwegs mit Philologen.

So. Was wollt ich jetzt noch sagen?

Ich weiß es nimmer, auch klar.

Auch wurscht, Hauptsache mir geht es besser. Ich WEISS ja eigentlich, dass es mir immer besser geht, wenn ich was geschrieben habe. Ich verstehe nur nicht, warum das so ist – meistens schreibe ich nämlich gar nicht über das, was mich bedrückt. Schreiben ist für mich generell so, als würde ich die Seele rausholen und ordentlich durchschrubben, auch an den Stellen, an die man sonst nicht rankommt (ich stell mir meine Seele so ein bisschen uneben vor, so wie Darmzotten oder Pansen innendrin). Danach lasse ich sie an der Luft trocknen, für natürliches Volumen und Sprungkraft.

Wirkt immer.

Gah. Neuer Aufreger.

Heute gefunden, im Zuge der Bewertung der anonymen Geburt vom Deutschen Ethikrat (und ich zitiere aus dem Kopf, weil ich den Zugang zu dem Medizinfachblatt nur auf der Arbeit habe):

Frauen die einen Neonatizid erwägen weisen praktisch immer  einen Mangel an Problemlösungsstrategien und Kommunikationsfähigkeit auf.

Ja was, echt, wirklich?

Ich weiß nicht was mich da mehr aufregt, die kapital-arschlochige Ausdrucksweise oder die enorm banale Binsenweisheit, der damit so ungelenk Ausdruck verliehen wird.

Ich schau morgen nach und ersetze es durch das Originalzitat. Komplett mit Quelle und E-Mail-Adresse zum Beschweren.

Ich weiß nicht wie Leute täglich bloggen können, die nicht mindestens ein Dutzend wissenschaftlicher Informationsdienste im Feed Reader haben. Wenn ich mich nicht aufrege, dann fließen meine kreativen Säfte mal grad garnicht.

ETA: Ich habe das Originalzitat gefunden. Hier also im Kontext und Wortlaut:

Im vergangenen Jahr hatte der Ethikrat bei einer Anhörung überwiegend kritische Stimmen zu Babyklappen und anonymer Geburt gehört: So äußerte Professor Anke Rohde von der Abteilung Gynäkologische Psychosomatik an der Universitätsfrauenklinik Bonn erhebliche Zweifel, ob Frauen, die ihre neugeborenen Kinder töten oder aussetzen, überhaupt von Angeboten anonymer Kindesabgabe erreicht werden. Die Frauen, die einen Neonatizid erwägen, zeigten „praktisch immer Defizite bei Problemlösestrategien sowie Kommunikationsdefizite“. Eine Ausgangslage, die mit der zielgerichteten Abgabe eines Kindes in einer Babyklappe nicht vereinbar sei. In der Konsequenz, so Rohde, würden Fälle von Kindstötung durch diese Angebote nicht reduziert.

VERRECKT DOCH ALLE!

Ja, auch das wieder eine meiner krassen Überschriften. Ich mag die, und ihr mögt die auch, sonst wärt ihr ja nicht hier.

Vor etwas über eine Stunde habe ich Folgendes getwittert:

Ich hoffe alle Callcenterleute VERROTTEN ganz langsam & schmerzhaft von außen nach innen, anfangend bei den Zehen und Fingern!

Falls ich Callcenterleute (nein, die sind mir nicht mal Bindestriche wert!) unter meinen Lesern sind: Sorry. Aber da müsst ihr euch halt mit den Beschissensten eurer Kollegen über den gleichen Kamm scheren lassen; Polizisten und Ausländern geht’s auch nicht anders. Wenn ihr also nicht von der Arbeitsagentur in diesen Job gepfercht wurdet, dann muss ich euch sagen: Ihr seid der eitrige und doch verstopft-furunkelige Ausschlag am Arsch der Menschheit.

Kurz die Geschichte (so kurz ich eben kann. Holt euch ruhig noch erst mal eine Tasse Tee, ich warte so lange):

Mein Telefon klingelt. Im Display keine Nummer, aber ich erwarte einen Anruf von jemandem, bei dem das von Haus aus schon mal vorkommen kann. Ich gehe also ran.

„Guten Abend, hier ist (Name) von (Firma) (und nein, ich anonymisiere nicht, wenn ich die Callcentergeräuschkulisse höre, schalte ich eh immer gleich auf Durchzug). Sie spielen ja bei uns mit, und da wollte ich fragen …“

Ich: bringe sofort mein übliches „Da muss ich Sie gleich unterbrechen, ich spiele nicht mit/bin nicht/will nicht“-Sprüchlein (je nach Sachlage)

(Name): „Doch, ich habe hier die ausgefüllte Anmeldung!“

Ich, lauter: „ICH SPIELE BEI NICHTS MIT!“

(Name): „Doch, das läuft noch bis März und …“

Ich, (Name) unterbrechend: „Ich spiele bei nichts mit, schönen Abend noch!“

(Name), blitzschnell: „Ich wollte nur wissen, ob ich die Verlängerung stornieren soll! Aber wenn Sie das behaupten, dann lass‘ ich das extra weiterlaufen, die unterschrieben Einzugsermächtigung hab ich ja!“*

Ich: lege auf.

Leider war es da schon zu spät für meine gute Laune vom erfolgreichen Arbeitstag.
Ich verwende gerne in Extremsituationen mal die Ausdrücke „Arschsack“ und „Dreckswichser„. Es ist traurig, dass das meine besten Ausdrücke sind, weil die reichen für solches Gesindel gar nicht aus. Auch nicht SumpfnomadeZahnfleischpolack und Achselschweißgurgler. Das wäre eine Beleidigung allen Sumpfnomaden, Zahnfleischpolacken und Achselschweißgurglern gegenüber. Von Schiffschaukelbremsern ganz zu schweigen!

Ich hab mich umgehendst im Chat bei Freundin und Ex-Kollegin Caro beschwert, und meinte: Ich hätte den sofort anschreien und/oder in seiner Männlichkeit beleidigen müssen. Hätte vermutlich auch nichts geholfen, aber ich hätte mich besser gefühlt.

[18:34] Caro: fürs nächste mal merken, zettel nebens telefon legen LOL
[18:34] Alex: Call-Center-Checkliste: 1. Namen verlangen; 2. In der Männlichkeit beleidigen (alternativ bei weiblichen Anruferinnen: sie „fett“ nennen)
[18:34] Alex: LOL
[18:35] Caro: entweder „fett“ oder „boah ey, ich sehs von hier aus, dass ihr nagellack gar nicht zu ihren schuhen passt!“
[18:35] Alex: UUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUH
[18:35] Alex: JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA
[18:35] Alex: DER ist gut!!!!!
[18:35] Alex: *merk*
[18:36] Caro: bitte, ich stells dir gern kostenfrei zur verfügung – aber ab dem nächsten angebrochenen monat kostets dann was, das 14-tägige widerrufsrecht ist übrigens gestern verstrichen

Ich sag’s euch, man ist nirgends vor denen sicher.

*Dass ich an nichts mit Laufzeit teilnehme und keine Einzugsermächtigung unterschrieben habe brauch ich euch nicht zu sagen, oder?