Archiv der Kategorie: Voll der Aufreger!

Das. Glaubt. Einem. Keiner. (Teil II)

Anschnallen, Leute, der Höllenritt geht weiter! Nur hier live und in Farbe und bunt! Und kostenlos! Falls ihr den ersten Teil dieser Geschichte noch nicht kennt, könnt ihr das hier nachholen.

Gestern war also mein erster regulärer Tag in meiner Maßnahme. Für alle, die nicht die ganze Saga lesen wollen (was ich euch nicht übelnehmen kann), hier die Zusammenfassung:
1. Ich habe tolle Arbeitszeugnisse (wusste ich bereits).
2. Mein Lebenslauf sieht gut aus (wusste ich bereits, schließlich habe ich den gemacht)
3. Beim „Bildungsträger“ kann man mir nicht wirklich helfen: „Bei der Stellensuche wissen Sie selbst besser, was Sie brauchen“. Eine Bewerbungsmappe erstellt man trotzdem, „damit die Arbeitsagentur sieht, dass wir hier was machen“.
4. Ich habe dort die Zeit von 8 bis 12 Uhr und von 12:45 bis 15:30 Uhr verbracht.

Ich finde lange ausführliche Texte mit stimmungsvollen Details schöner, deswegen kommt das jetzt nochmal, aber ausschweifender. Ich habe euch gewarnt.

Das. Glaubt. Einem. Keiner.

… außer natürlich Leuten, die selbst schon mal in die Verwaltungsmasse der Arbeitsagentur gefallen sind und Ähnliches erlebt haben.

Aber der Reihe nach. Ihr wisst ja vielleicht, dass ich seit Mitte Dezember des vergangenen Jahres arbeitslos und arbeitssuchend bin. Arbeitssuche ist für mich nichts Neues, ich schüttle inzwischen die Anschreiben nur so aus dem Ärmel. Ich weiß auch, wo ich Stellenangebote finden kann, schon weil ich, wie ihr vielleicht auch noch wisst, schon für ein Unternehmen im Bereich Personalmanagement als Recruiterin gearbeitet habe. Da habe ich allerdings nicht nur Fachkräfte gesucht, sondern auch Firmen und Projekte, um besagte Fachkräfte vermitteln zu können. Eine Garantie dafür, einen guten Arbeitsplatz zu finden, und das vielleicht auch noch schnell, ist das natürlich nicht.

Fan von quälend langwierigen Geschichten? Dann bitte hier entlang.

Zum Kotzen! – Weltfrauentag 2012

Meine erste Onlinetätigkeit des Tages ist normalerweise der Blick in meinen Google Reader. Heute fiel mir beim Aufrufen der Seite natürlich als erstes das Googledoodle ins Auge: Es ist Weltfrauentag.

Ich bin ein großer Fan der Googledoodle. Das bedeutet nicht, dass mir jedes Doodle gefällt, aber ich mag den Gedanken dahinter, dass man manche Tage auch optisch hervorhebt. Heute allerdings machte sich leichtes Missfallen breit, das dann später zu mittlerem Missfallen anschwoll. Weshalb? Deshalb:

Hübsch, oder? Da haben sie ganz findig mal das hässliche Männerblau gegen schön weibliches Lila getauscht, dazu noch ein Blümchen reingestrickt (chicks dig flowers, right?!) und dem Ganzen noch die entspannen-harmlose Optik einer Kinderbuchillustration gegeben. Bravo. Da hat sich ja mal jemand echt in die Bedeutung des Internationalen Frauentages vertieft!

Auf Twitter hauen mir die vielen Unternehmensaccounts, denen ich folge, einen Weltfrauentagsrabattcoupon nach dem anderen um die Ohren. Ich finde auch das ein bisschen daneben und äußere das auf Twitter:

Als nächstes sehe ich nach, was sich auf Facebook in den letzten Stunden  so getan hat, und siehe da: Auch auf FB ist Weltfrauentag! Frohlocket! Die Statusmeldungen dazu teilen sich in die Kategorien „Glückwünsche“, „Wir hängen unser Marketing am Thema des Tages auf“, „Wir tun mal engagiert“ und „random wtfuckery“.

Ich zeige euch mal einen vielleicht nicht gerade repräsentativen Querschnitt, aber zumindest einige (wenige!) der Einträge – und bitte bedenkt, dass ich die zwischen 9 und 10 Uhr gesammelt habe. Da könnte also noch theoretisch noch einiges dazukomme, wenn ich denn in der Praxis Lust hätte, mir das noch länger anzutun. Sehe ich aber nicht kommen.

 

Calida wünscht allen Frauen einen tollen Tag, zumindest denen, die Calida tragen oder für das Unternehmen arbeiten. Es wird vor allem den Frauen gratuliert, die Bindestriche ablehnen.

Vichy gratuliert all denen, die sich diesen Frauentag verdient haben! Selbstverständlich sind das nur die wunderschönen Vichy-Fans!

Schlicht und schnörkellos: Frauentag? Super, dann kauf was, auf dem ein Frauenname drauf steht! Mit Herz vorne drauf!

Biotherm meint’s gut. Am Weltfrauentag geht es allerdings nicht darum, dass man der Tochter fürs Aufräumen dankt, sondern dass man ihr einen anständigen Lohn zahlt, dass sie die gleichen Rechte wie Männer hat, dass man sie nicht allein deswegen als minderwertig betrachtet, weil sie eben eine Frau ist. Aber klar, sich mal bedanken ist ja fast genauso gut!

 

Das verlinkte Video: Global Women’s Rights.

 

Was so toll an der Bild-Aktion sein soll, verstehe ich nicht, das ist sogar als Marketing-Gag brutal lahm. Aber egal.

Meine. Fresse. Es ist kein Geheimnis, dass ich Handtaschen mag – und sogar ich fühle mich von diesem Mist vor den Kopf gestoßen: „Frauen und Handtaschen sind untrennbar verbunden“ …. „Glamour und Taschen kann frau nie genug haben!“ … und dann der Link zum Weltfrauentag mit dem Stichwort Wahlrecht … na gut, wer das Wahlrecht hat, hat sonst kaum noch Probleme, und gleich das nächstwichtigste sind Glamour und Handtaschen. Interpretiere ich da was rein?

 

Liebes Drachenfels Design & Heartbreaker, du hast nicht genau verstanden, um was es beim Weltfrauentag geht, oder? P.S.: Bitte bemühe in Zukunft ein Rechtschreibprogramm.

 

Oh, ich weiß nicht, vielleicht weil es so tolle Sachen wie Vergewaltigung, genitale Verstümmelung, Entrechtung, finanzielle Benachteiligung, sexuelle Ausbeutung gibt? Ach, ihr meint mehr sowas wie Nagellack, Lipgloss und High Heels? Sorry. My bad.

 

Hier könnte ich echt mehr Kotzen als ich heute schon gegessen habe. Das ist ein typischer Fall von „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“.

„Wir Mädels haben Rosen vom Chef bekommen“. Geile Sache. Liebe Jessica, weißt du, wie erwachsene Mädels heißen? Frauen. Wenn du dich als Mädel bezeichnest, brauchst du dich nicht wundern, wenn dich keiner wie eine Erwachsene behandelt. Ich kenne deinen Chef nicht, der ist bestimmt ganz nett, aber ehrlich: Nur weil er euch Mädels mal Blumen schenkt, macht ihn das nicht automatisch zu einem guten Chef. Mein Chef hat mir heute zwar keine Rosen geschenkt, aber er respektiert mich als Mensch und als Mitarbeiterin, und er bezahlt mich anständig. Darüber kannst du mit deinem tollen Blumenstrauß natürlich nur lachen.

Und warum fragst du nach dem Chef, dem Freund oder dem Mann deiner Leserinnen, eurer Kunden? Weißt du, manche Menschen haben sogar Chefinnen! Und manche Frauen haben Freundinnen und Partnerinnen! Dürfen die auch Blumen verschenken? Manche Frauen haben keinen Freund oder Mann! Von wem sollen die ihre Blumen bekommen?

Versteh mich nicht falsch: Blumen sind super, und ich bin sehr für das Verschenken (und noch mehr für das Bekommen!) von Sträußen. Aber es wäre wichtiger, wenn dein Chef dein berufliches Fortkommen und deine persönliche Entwicklung unterstützt, wenn er dafür sorgt, dass du Beruf und Familie unter einen Hut bekommt, dass er sexuelle Belästigung in deinem Unternehmen nicht zulässt … solche Kleinigkeiten eben.

Wusstest du übrigens, dass eine der wichtigsten Aufgaben des Frauentags war, auf das Frauenwahlrecht hinzuwirken? Das durften wir früher nämlich nicht. Das ist dir bestimmt egal, und vielleicht gehst du ja gar nicht mal wählen. Muss man ja auch nicht, wir Frauen verstehen diese Politiksache ja nicht so gut, und es betrifft uns ja auch kaum …

Niedlich an deinem Beitrag finde ich, dass es so rührend naiv wirkt, das mögen wir Frauen ja. Das hast du gut gemacht.

Liebe Grüße,

deine Alexandra (Frau mit Wahlrecht)

 

Generell würde ich mir auch echt wünschen, die Firmen ließen ihre Accounts von Leuten (vorzugsweise von gut bezahlten Frauen) pflegen, die sich

1. über die Sache kundig machen, über die sie schreiben;

2. rudimentäre Kenntnisse in Rechtschreibung angeeignet haben und diese auch anwenden;

3. ein bisschen Mühe geben, wenn sie solche Anlässe als Aufhänger für ihre Werbung verwenden.

 

Und hier ist eine sehr schöne, schlichte, für alle Geschlechter verständliche Bilderstrecke von brigitte.de: Frauen in Zahlen.

Um mich abzuregen, mache ich mir jetzt eine Tasse Frauentee.

Wie Amazon mir doch nicht das Herz gebrochen hat und am Ende alles wieder gut wurde

Voll der Aufreger! Ja, ich hab mir schon was dabei gedacht, als ich diese Kategorie angelegt habe. Heute: amazon.de.

Lange G’schicht, also holt euch Getränke. Und Taschentücher, es geht nämlich ans Herz.

So. Es ist Sonntag, ich kriege Autorennewsletter, ich will ein Buch runterladen. Amazon.com lässt mich mit meinen Anmeldedaten nicht rein. Kann vorkommen. Amazon.de lässt mich mit meinen Anmeldedaten nicht rein. Kann vorkommen, ist aber komisch. Ich versuche es mehrmals, erfolglos. „Passwort vergessen“: Kennt meine E-Mail-Adresse nicht. Die ich übrigens seit den 90ern bei amazon.de verwende.

Ich rufe also die Amazon-Not-Hotline an. Volle Punktzahl übrigens für die übersichtlichen Kontaktinformation, und dafür, dass man tatsächlich eine Telefonnummer auf der Seite findet! Noch dazu eine o800er-Nummer.

Ich rufe also an und spreche mit einer anfangs sehr netten Frau M. Ich erzähle ihr mein Problem, und wir können mein Konto schnell als meines etablieren – ich habe eine aktuelle Amazon-Rechnung rumliegen, ich kann die Titel mehrerer Bücher aufzählen, die ich unlängst bestellt habe, ich kenne die Adressen, die mit meinem Konto verknüpft sind.

So weit, so gut.

Frau M. sagt mir aber, dass die web.de-Adresse vollkommen unbekannt ist. Das ganze System kennt die nicht. Stattdessen gehört laut Frau M. zu meinem Konto die Adresse „styler_1994@hotmail.de“.

So. Interessant. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine Hotmailadresse, und hätte ich eine gehabt, dann bestimmt nicht „styler_1994“. Das sage ich Frau M. auch so, zu diesem Zeitpunkt schon ein bisschen entnervt.

Sie meint aber, das sei so schon richtig, weil die ja schon seit LANGER ZEIT (ich habe leider nicht gefragt wie lange) mit den Bestellungen verknüpft sei, und ich hätte deswegen bestimmt auch keine amazon-Mails bekommen. Ich sage ihr: „Nein, ich bekomme IMMER die Bestellbestätigungen und Versandmails“ (die älteste amazon-Mail in meinen Ordnern ist übrigens von 2008).

Das ist der Frau M. egal. Wir machen aus, dass ich eine der Bestellbestätigungen an den Kundendienst schicke. Das hab ich auch gemacht, mit folgendem Text:

Liebes Amazon-Team,

ich bin seit Jahren sehr zufriedene Kundin bei Amazon, und bin von Anfang an mit meiner E-Mail-Adresse a.preis@web.de bei Ihnen angemeldet. Ich bin als Prime-Kundin angemeldet und bin auch Mitglied Ihres Partnernetzwerkes.

Ich war heute abend sehr überrascht, als ich mit meinen üblichen Anmeldedaten nicht bei meinem Konto anmelden konnte. Ich bekam nur den Hinweis „Bei der Eingabe Ihrer E-Mail-Adresse/Ihres Kennworts ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie es erneut.“ Wohlgemerkt, mit der E-Mail-Adresse logge ich mich schon immer ein, das Passwort wechselt natürlich.

Ein Anruf bei Ihnen und ein Gespräch mit Ihrer Kollegin Frau M. ergab, dass mein Konto (das wir anhand der bestellen Bücher und der hinterlegten Adressen zweifelsfrei als meines identifizieren konnten) anscheinend mit der E-Mail-Adresse „styler_1994@hotmail.de“ verknüpft ist, und zwar laut Frau M. „schon seit Jahren“.

Natürlich hatte ich noch nie eine Hotmail-Adresse, und wenn ich eine hätte, dann bestimmt nicht so eine schwachsinnige.

Als „Beweis“ für meine E-Mail-Adresse hänge ich Ihnen die aktuellste Bestellbestätigung an, die an a.preis@web.de ging (das Buch habe ich am Freitag erhalten).

Da die Adresse in Ihrem System angeblich „seit Jahren“ falsch hinterlegt ist, scheint das Problem bei Ihnen im Haus angesiedelt zu sein. Bitte ändern Sie die Adresse, die mit meinem Konto verknüpft ist, sofort wieder zu a.preis@web.de. Stellen Sie bitte außerdem sicher, dass so etwas nicht mehr vorkommen kann.

Übrigens werde ich über diesen Vorfall auch in meinem Blog www.aproposgarnix.de berichten. Wenn Sie an meinem großen Ärger über die Sache interessiert sind, den ich Ihnen hier in der ganzen epischen Breite ersparen möchte, dann würde ich mich freuen, Sie als Leser zu begrüßen.

Mit herzlichen Grüßen

Alexandra Preis

 

Ich finde es enorm ärgerlich, dass ich jetzt kein Buch runterladen kann. Aber es ist noch viel bitterer, wie die Frau mir begegnet ist. Doch, ich kenne meine E-Mail-Adresse, und ja, ich bin SICHER, dass ich die nicht geändert habe.

Tses.

HAPPY END!

Habe gerade noch einmal angerufen, und mir wurde von einer Frau L. sehr freundlich und kompetent weitergeholfen!

Sie hat mir erzählt, dass die Adresse nicht „seit langem“ hinterlegt ist, sondern erst am 16.06. geändert wurde. Ha. Ich liebe amazon.de wieder.

Frau L. hat meinem Konto wieder meine E-Mail-Adresse zugeordnet, und mir eine einmaliges Passwort gegeben, mit dem ich mich einloggen konnte.

SO macht man das, liebe Unternehmen! Schnelle, unkomplizierte und freundliche Hilfe. Merken & nachmachen!

Ich muss jetzt nur noch eine Mail an den Kundendienst schreiben, dass alles wieder gut ist.

Mein Dank geht aber nicht nur an Frau L. von amazon.de, sondern auch an Dierk Haasis. Hätte er mich nicht daran erinnert, sofort meine Bankdaten aus dem Konto nehmen zu lassen, dann hätte ich da gar nicht noch einmal angerufen, und Frau L. hätte mir nicht weiterhelfen können.

Auch ein Tipp von Dierk: Bei Gizmodo könnt ihr herausfinden, ob auch euer Passwort von LulzSec gehackt wurde.

Wenn ich mich noch erinnern könnte, welches Buch ich runterladen wollte, dann wäre meine Welt wieder in Ordnung.

Der Badeanzug

Ihr wisst ja, dass ich klein und dick bin. Das ist meistens kein Problem, außer wenn ich was von oben im Regal brauch (da stört das „klein“) oder wenn ich halt was zum Anziehen kaufe (da stört das „dick“, manchmal auch das „klein“, oft die Kombination).

Natürlich bin ich wegen meines Körpers so unsicher, dass ich mir meistens am liebsten so einen Ganzkörperkaftan überwerfen würde, wenn das nicht noch auffälliger wäre als westlich gekleidet fett zu sein. Ich vermute aber, das ginge mir auch im Schlankheitsfall so. Jedenfalls, dick, unsicher. In a nutshell.

Heute morgen hatte ich aber beschlossen, mir mal wieder einen Badeanzug zu kaufen, damit ich schwimmen gehen kann, was ich sehr sehr gerne mache, aber schon seit Jahren nicht mehr getan habe.

Als erstes war ich im Online-Shop von H&M, weil ich da neulich im Newsletter so einen netten Badeanzug gesehen hatte.

Plus-Size-Model Tara Lynn im H&M-Leo-Badeanzug

Das Bild habe ich übrigens aus dem britischen Online-Shop, und warum zum Henker ist der so viel übersichtlicher als der deutsche?!

Ich weiß, viele von euch sind strikt gegen das Leopardenmuster, ich find’s aber lustig. Egal, den Anzug scheint es nicht mehr zu geben, was nicht so schlimm ist, ohne drei Kilo Goldschmuck und Sonnenbrille ist der ja eh nix.

Ich will seit Jahren sowieso einen Badeanzug mit Schwimmerrücken, der auch beim Schwimmen da bleibt, wo er hingehört. Ich finde es nämlich recht lästig, alle vier Schwimmzüge in den Ausschnitt greifen zu müssen und meine Brüste händisch wieder zurechtzurücken. Es ist lästig, es ist undamenhaft, und es nimmt einem ein bisschen den Spaß am Schwimmen.

Und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf: Es gibt in meiner Größe Badeanzüge mit neckischen angesetzen Röckchen, die dicke Hintern und dicke Schenkel verdecken sollen. Es gibt Badeanzüge mit Bügel, die den mächtigen Donnerbusen im Zaum halten, schlankmachenende Panels am Bauch, figurschmeichelnde Raffungen in der Taille.  Das ganze ist gerne kaschiert mit matronenhaften Blumenmustern, oder halt fröhlich-sommerlich schwarz.

Was es nicht gibt: Badeanzüge in meiner Größe mit Schwimmerrücken. Genauer gesagt: Badeanzüge mit Schwimmerrücken in meiner Größe und meiner Preisklasse. Ich habe keine 90 Euro (im günstigsten Fall) übrig für sowas. Leider.

Wie ich eben so bin, hab ich das meiner Timeline direkt mitgeteilt:

Wir Dicken hören ständig, wir müssten unseren faulen Arsch endlich mal hochkriegen. Die passende Kleidung für Sport? Fehlanzeige.

Und NATÜRLICH war die erste Reaktion darauf:

ist die fehlende Kleidung nicht Motivation genug?

Der gewiefte Leser entdeckt natürlich, dass das als Antwort/Reaktion auf meinen Tweet keinerlei Sinn ergibt, aber das ist ja nichts Neues.

Neulich habe ich beispielsweise getweetet (ich zitiere aus dem Gedächtnis) : „Ich brauche für die Konfirmation meines Patenkindes eine Frisur, ein Kleid und Schuhe. Was tun?“

Die erste Antwort darauf (ebenfalls aus dem Gedächtnis): „Inneren Scheinehund besiegen, runter vom Sofa und aktiv werden!“ Auch hier: Keinerlei offensichtlicher Bezug auf meine Aussage, dafür ein extra-surreales Element bei der Kombination „Innerer Schweinehund – Frisur“.

Ich war damals nah dran, den Twitterer zu entfolgen, habe es dann aber nicht getan, weil ich ihn normalerweise recht gut leiden kann, und weil ich mich mit eisernem Willen daran festhalten will, dass er statt „Frisur“ vielleicht „Figur“ gelesen hat. Das kann ja mal passieren.

Anyhoo. Ich habe nicht immer Lust, solche Bemerkungen einfach so hinzunehmen, und ich habe auch verdammt noch mal keine Lust, mich für mein Gewicht zu entschuldigen. Ich habe also gefragt, wörtlich, was das denn für eine schwachsinige Bemerkung sei.

Wer von euch mir auf Twitter folgt, hat das vielleicht mitverfolgt, vor den anderen will ich den Kerl nicht bloßstellen (also wollen schon, aber ich bin mir zu gut dazu). Ich fasse deswegen die komplette Konversation kurz zusammen: Ich bin so dick, weil ich eine faule Sau bin, findet er (habe ich erwähnt, dass der mir erst seit einem Tag folgt und mich im echten Leben gar nicht kennt?).

Ich habe ihn dann entfolgt und geblockt, weil ich in meiner Timeline so einen verletzenden Scheiß nicht lesen will. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich die moralische Verliererin bei der Sache bin.

Passenderweise kam kurze Zeit später ein Tweet rein, in dem sich jemand über die Unattraktivität der Nachbarin in einem Leo-Bikini geäußert hat. Das hat natürlich genau in meine noch offene Wunde getroffen, und ich habe generell alle angemotzt.

Weil ich glaube, dass viele den ganzen Vorgang nicht verstehen, will ich hier mal aufklären:

1. Ja, ich lache viel und bin ein fröhlicher Mensch. Das heißt aber nicht, dass es mich nicht verletzt, wenn ihr mein Gewicht kommentiert, oder besser gesagt, wenn ihr meint mir erzählen zu müssen, was ich tun muss um abzunehmen. Ihr habt (in den allermeisten Fällen) keine Ahnung von meinem Leben, deshalb einfach mal das Maul halten.

2. Bemerkungen wie „Ich muss dich und deinen Lebensstil nicht kennen, ich weiß auch so, dass du selber an deinem Gewicht schuld bist“ sind ebenso unhilfreich wie blöd.

2. Egal wie ihr zu Leo-Muster steht: Es ist nicht die Aufgabe anderer Leute, eure „ästhetischen“ Ansprüche und Wünsche zu erfüllen. Wenn die Nachbarin eben den Leo-Bikini mag, soll sie den anziehen. Fertig. Das gilt auch für Quergestreiftes, Jeansleggings und Socken in Sandalen. Mode ist (zugegebenermaßen nur für einige wenige Privilegierte) ein Weg sich selbst auszudrücken, und kein Instrument der Unterdrückung und Diskriminierung.

4. Ja, es ist tatsächlich so, dass ich vor lauter Angst vor eventuellen gemeinen Bemerkungen über mein Aussehen schon seit mindestens zehn Jahren nicht mehr im Schwimmbad war. Manchmal war ich wenigstens noch an irgendwelchen Badeseen, aber es gibt ja heutzutage kaum mehr welche mit abgeschiedenen Ecken, die fallen also auch flach.

5. Ja, es ist armselig.

 

Gerade entdeckt und ungeheuer passend: Too fat for summer?