Ich bin gerade damit beschäftigt, bei sonnigem Februarwetter, auf dem Balkon meine neuen Regale (Ivar von Ikea, falls das jemanden interessiert) zu streichen. Und da merke ich plötzlich, dass in mir immer noch etwas nachgärt, was ich diese Woche in der Zeitung gelesen habe. Jetzt muss es einfach mal raus.
Es geht um diesen Artikel aus der Augsburger Allgemeinen: „Fasching im Kindergarten: Kleiner Cowboy, aber ohne Pistole„.
Ich fasse das mal grob zusammen:
Einige Kindergärten verbieten zu Fasching die zu manchen Kostümen gehörenden Spielzeugwaffen. Die Augsburger Allgemeine zitiert einen Experten: „Anstellerei!“ (ich paraphrasiere). Weil das Rumgeballere mit Spielzeugpistolen mache die Buben nicht zu Mördern (und es seien ja meist Buben, weil Mädchen machen sowas nicht). Es geht auch nicht ums Rumballern, „sondern um Machtspiele und das Dabeisein in der Gruppe. Es sind einfach erste Männlichkeitsrituale.“
So.
Wenn die Kinder mit Spielzeugpistolen spielen, macht sie das also nicht zu Mördern. Das ist bestimmt richtig. Weshalb das aber weniger gefährlich sein soll als später die „Killerspiele“ (die ja bekannterweise 100 % aller Spieler zu Massenmördern werden lassen) leuchtet mir nicht wirklich ein.
Es geht auch nicht ums Schießen, sondern um „Machtspiele“, um das „Dabeisein in der Gruppe“, um erste Männlichkeitsrituale. Wo bleiben hier die Aufschreie der Männer, verdammt noch mal? Ist das wirklich ein Bestandteil eurer Männlichkeit? Echt jetzt? Und das findet ihr nicht irgendwie … nicht so ok? Und dass eure Söhne im Kindergarten Pistolen brauchen, um zur Gruppe zu gehören? Was als vollkommen normal und akzeptabel dargestellt wird, aber wenn die Kinder dann Smartphones wollen, weil alle anderen die auch haben, dann ist das natürlich so gar kein Argument.
Dass die Mädchen das nicht machen, ja, das ist ja klar. Obwohl auch komisch, weil Mädchen bei uns ja immer durchgehend die gleichen Spielzeuge aufgedrängt bekommen wie Jungs, das wissen wir ja. Die suchen sich aber lieber Puppen und Hello-Kitty-Zeugs aus. Ist einfach so. Wegen Eierstöcke und so, da will man keine Waffen.
Ich merke schon, ich bringe gar nicht wirklich zum Ausdruck, das ich die Diskussion wie auch diesen Artikel für einen ganz großen Mist halte. Obwohl, die Diskussion finde ich eigentlich gut, aber die Argumente dieses Diplompädagogen sind natürlich totaler Schrott. Die Augsburger Allgemeine ist beileibe nicht das Kronjuwel der deutschen Medienlandschaft, aber der Artikel ist sogar für die arg oberflächlich.
Und bevor jetzt wieder jemand kommt und sagt: „Ja, aber MEIN Sohn hätte auch mit Puppen spielen können, hat aber lieber die Pistolen und Schwerter und Bagger genommen!“ – spart’s euch. Wenn ihr keine statistisch bedeutende Anzahl von Kindern aller Geschlechter komplett abseits dieser Gesellschaft aufgezogen habt, dann könnt ihr eure persönliche Anekdote in der Pfeife rauchen. Oder mit der Spielzeugpistole abschießen, mir komplett egal.