Diese Maßnahme ist eigentlich nicht so schlimm. Keiner von uns ist von dieser Wendung überrascht, obwohl ich gehofft habe, länger durchzuhalten, bevor sie meinen Willen brechen.
Heute war weniger verzweifelt sinnlos als die ersten zwei Tage (ich hatte auch keinerlei Erwartungen außer Langeweile und unkomfortablerem Computerhandhaben als zuhause). Ich habe lange und oberflächlich an meinem Lebenslauf herumgebastelt und dann neun Bewerbungen abgeschickt. Hätte ich natürlich zuhause nie und nimmer machen können.
Ja, das hängt im Damenklo.
Übrigens habe ich heute eine der wenigen Stellenanzeigen gesehen, in der ausdrücklich ein abgeschlossenes sprachwissenschaftliches Studium verlangt wird. Um was genau es ging, weiß ich leider nicht mehr. Auf jeden Fall habe ich mich darauf beworben, das weiß ich noch.
Lustige Erfahrungen mit Stellenanzeigen und Online-Bewerberportalen: Ein großer deutscher Verlag schreibt eine Stelle aus. Bewerbungen bitte ausschließlich online über [Internetadresse]. Beim Anklicken der URL geht automatisch … Outlook mit einer leeren E-Mail auf.
Händisch schlage ich mich auf der Internetseite (die nur über www.restadresse zu erreichen ist, ohne www geht garnix) zu den Stellenanzeigen durch. Man darf exakt drei Dokumente zur Onlinebewerbung hochladen: Lebenslauf, Zeugnisse und ein Foto, zu dessen Anhängen man mit starken Worten gedrängt wird. Heute abend schon habe ich eine Antwort bekommen: Ich möge meiner Bewerbung doch bitte noch Arbeitsproben anhängen, damit man die Bewerbung besser beurteilen könne.
Wieder finde ich eine Stellenbörse, die ich ohne Flash Player nicht ansehen kann.
Habe außerdem einem Kurskollegen bei seiner Word-Übung geholfen, mich über einen anderen (laut, dumm, nervig) geärgert, mich den ganzen Tag nicht konzentrieren können weil dauernd irgendwas geredet wird. Eigentlich ist es wie im Großraumbüro.
Die Kursleiterin ist übrigens Volljuristin, die 20 Jahre lang im Bereich Arbeitsrecht gearbeitet hat, bis ihr eine Stelle in der Erwachsenenbildung angeboten wurde.
Assorted Highlights:
Zwei Teilnehmerinnen verlassen die Gruppe, weil ihre Zeit abgelaufen ist. O-Ton Kursleiterin: „Sie waren lange hier, haben viele, viele Bewerbungen geschrieben, leider erfolglos“.
Bei meinem routinemäßigen Durchlaufenlassen von Microsoft Security Essentials findet das Programm einen Trojaner, einen Exploit und ein mysteriöses PWS (mysteriös in dem Sinn, dass ich nicht weiß, was das ist).
Kursleiterin (entweder unsere oder die des Kurses für Schwererziehbare, die sich heute mit uns den Seminarraum geteilt haben, so genau habe ich nicht aufgepasst) zu einer Teilnehmerin: „Na, wie war das Vorstellungsgespräch gestern?“ – „Schön!“ – „Wie kann so etwas schön sein?!“
Ein Teilnehmer hat sich um eine Stelle bei IKEA in Augsburg beworben. Nachteil der Stelle: lange Fahrtstrecke. Kursleiterin: „Die wollen ja jetzt auch in Ingolstadt bauen“. Alle Frauen im Raum heben mit glitzrig-unstetem Blick den Kopf.
Kursleiterin: „Neuburg hat ja immerhin an die 15.000 Einwohner!“ Tatsächlich hat Neuburg 28.740 Einwohner (Hauptwohnsitz, Stand: 31.12.2012, Quelle: Bevölkerungsstatistik der Stadt Neuburg an der Donau). Aber so eine Stadt sieht ja fürs nackte Auge schnell mal nur halb so groß aus. (Wurde später noch ein bisschen lustiger, als die KL ein bisschen darüber spöttelte, wie wenig die Einwohner und/oder Kursteilnehmer die Stadt kennen).
All das hat mich in der Gesamtheit so zermürbt, dass ich in meiner letzten Bewerbung des Tages (Redakteurin Food/Ratgeber) tatsächlich geschrieben habe:
Ich bin sicher, dass ich das Thema „Food“ auch optisch sympathisch und glaubwürdig repräsentiere.
Wenn das nicht zieht, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.